Ein Brunnen zu Weihnachten

Irmgard Berle überrascht ihren Mann Reinhard in Sambia

Fritzlar – Diese Reise durch Sambia und Uganda wird der Fritzlarer Reinhard Berle nicht so schnell vergessen. Es war nicht seine erste Reise, der 75-Jährige fliegt seit 1983 regelmäßig nach Afrika. Doch diesmal war es eine besondere, denn in Sambia wartete eine Überraschung auf ihn, die sich seine Frau Irmgard ausgedacht hatte.

Aber von Beginn an: Das Ehepaar setzt sich ehrenamtlich dafür ein, Menschen in Afrika nachhaltig zu helfen. Mit dem Verein Tabitha Global Care, in dem Reinhard Berle im Vorstand ist, konnte das Ehepaar beim Bau von Brunnen mitwirken. „In Sambia leben mehr als 60 Prozent der Menschen in extremer Armut. Ihre Lebensgrundlage ist stark von der Landwirtschaft abhängig, welche immer wieder durch den Klimawandel bedroht ist“, erzählt Reinhard Berle.

Dürreperioden und Überschwemmungen, die dieses Jahr besonders ausgeprägt waren, zerstörten die Ernten und nahmen den Menschen das, was sie zum Überleben brauchen: sauberes Wasser. „Das ist vor allem in den ländlichen Regionen ein großes Problem“, so Berle.

Frauen und Kinder würden meist lange und gefährliche Wege auf sich nehmen, um an Wasser zu gelangen. Unter anderem dieses Thema hat sich der Verein zur Aufgabe gemacht. Inzwischen hat er bereits 80 Brunnen in Uganda und Sambia an die Bevölkerung übergeben. „Das bedeutet: Trinkwasser für 80 000 Menschen“, sagt Reinhard Berle.

Doch was hat das alles mit der Überraschung für Reinhard Berle zu tun? „Ich habe immer zu ihm gesagt, dich werde ich irgendwann überraschen“, erzählt Irmgard Berle. Doch Reinhard Berle winkte den Gedanken seiner Frau immer schmunzelnd ab. „Als er jetzt kürzlich wieder nach Uganda reiste, ergriff ich die Chance“, sagt Irmgard Berle. Sie wollte ihrem Mann einen Brunnen in Sambia schenken. Also telefonierte sie mit Mailesi Ndao, die Kontaktstelle für den Verein in Sambia. Und dann ging alles ganz schnell.

Irmgard Berle verfasste ein einzigartiges Zertifikat für den Brunnen und ein Schreiben, warum ein Brunnen in dem Dorf Mwambula Nyatuwanzi gebohrt werden soll. „Die Zertifikate für die Brunnen stellt sonst mein Mann aus, ich habe daher ein besonderes entworfen und persönliche Worte an ihn gerichtet“, erzählt sie und schaut ihn lächelnd an. Was genau darauf steht, behalten die beiden für sich. Doch damit war es noch nicht getan. „Wir mussten dann beten, dass auch Wasser kommt, als sie mit der Bohrung angefangen haben“, sagt Irmgard Berle. Aber die Sorgen waren schnell verschwunden. Denn bereits nach 50 Metern kam das Wasser. „Mailesi Ndao hat mich immer auf dem Laufenden gehalten, das war so aufregend“, sagt sie. Um den Brunnen wurde dann ein Betonring gegossen und die Pumpe wurde eingebaut. In vier Tagen sei der Brunnen fertig gewesen. „Das war genial.“

Nun fehlte nur noch der zu Überraschende. „Ich hatte meine Brunnenliste dabei, doch als Mailesi Ndao auf einmal in eine andere Richtung wollte, wo gar kein Brunnen aufgelistet war, war ich schon etwas verwundert“, sagt Reinhard Berle. Doch geahnt hatte er nichts, auch nicht, als er ein verhülltes Schild an einem Brunnen entdeckte. „Ich sollte es enthüllen“, sagte er. Und dann war er sprachlos. „Das erste Mal in seinem Leben“, fügte seine Frau an.

Auf dem Schild steht geschrieben, dass Irmgard Berle den Brunnen Reinhard Berle widmet und er für die Menschen in Mwambula Nyatuwanzi ist. „Es ist sein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk“, sagt sie und nimmt seine Hand. Die beiden verzichten normalerweise auf Geschenke. „Doch damit habe ich nicht nur meinen Mann endlich mal überrascht, sondern hilft es zusätzlich noch vielen anderen Menschen“, sagt Irmgard Berle. Denn für beide gilt: Wenn sie jetzt helfen können, dann machen sie das auch zu Lebzeiten. Und das gemeinsam als Paar.

LEA BECKMANN

Quelle: HNA, 5. Dezember 2024, Fritzlar-Homberger, Allgemeine / Lokales